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Alexandra Supernova

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Eine neue extreme Kletterroute im kirgisischen Tian Shan


Anmarsch vom Dorf Ozgurush zum Basislager

von Benno Wagner

 

Es riecht nach Sommer in der Steppe von Kirgistan. Wir laufen auf ausgetretenen Pfaden über die saftig grüne Wiese und queren immer wieder kleine Bäche. Beschwingt wandern wir vorbei an Kühen und Ziegen. Kleine Jungen lachen uns an – Hirtenjungen, die in den Sommermonaten hier oben leben, einen Tagesmarsch entfernt von ihrem Dorf.

Das Ende des Tals gibt den Ausblick frei auf das, was uns in den nächsten drei Wochen erwartet. Wir sehen die Spitze des Aksu: einen 5300 Meter hohen Berg mit einer finsteren, eineinhalbtausend Meter hohen Nordwand aus Granit, Eis und Schnee, die finster auf uns herabschaut. Am Talschluss geht es für unsere kleine Expedition erst einmal nicht mehr weiter. Eine Schottermoräne zieht von den Gletschern des Gebirges herunter und trennt die grünen Wiesen von der kalten, steilen Welt darüber.

25 Kilometer sind wir vom letzten kirgisischen Dorf Ozgurush bis hierher gelaufen. Müde sitzen wir im Gras und blicken in das lange grüne Tal zurück. Nach einer Weile sehe ich in der Ferne den zweiten Teil unserer Truppe kommen. Vier Pferde und zwei Esel tippeln die Hügel herauf, schwer bepackt mit Taschen, Haulbags und Rucksäcken. Angeführt werden sie von Asylbek jr., der seit Jahrzehnten Bergsteiger und Wanderer in die Berge begleitet und seinen Neffen mitgenommen hat. Bald ist alles vorbereitet, damit unser Traum von einer neuen Route im südlichen TianShan-Gebirge Wirklichkeit werden kann.

 

»Unauffällige Erhebungen
auf der Granitoberfläche ...
das muss doch kletterbar sein!«

 

Die Idee zu dieser Unternehmung entstand schon vor drei Jahren. Mein Freund Paul Sass arbeitete als Geologe auf einer Vermessungsreise im Pamir und nahm sich bei einer Erkundungstour ins Gebirge einen Pferdeführer – Asylbek jr. Die steilen Wände und hohen Berge, die er auf dieser Wanderung zu Gesicht bekam, faszinierten ihn. Er wollte unbedingt wiederkommen – mit mehr Zeit und dem Plan, eine neue Kletterroute durch eine dieser gigantischen Wände zu ziehen.

Paul benötigte nicht viele Überredungskünste für sein Vorhaben. Ich war dabei, genauso wie Toni Lamprecht. Wir drei kennen uns schon seit über zehn Jahren. Zusammen mit Toni klettere ich oft in Kochel, und schon oft sind wir in ferne Länder gereist. Als Vierter schloss sich uns noch Henry Francis aus Sheffield an. Das Team war geboren:

# 2/2018

Freude und Faszination
beim alpinen Rollen

 

ganze Ausgabe lesen


Paul Sass, Benno Wagner, Henry Francis, Toni Lamprecht (v. l. n. r.)

Die Sonne schafft es nun nicht mehr über die hohen Granitnadeln, es ist später Nachmittag. Asylbek jr. und sein Neffe treiben die Pferde wieder zusammen und leinen alle aneinander. Sie gehen ins Tal. "Bis in drei Wochen dann!" Nun sind wir allein.

 

»Erst wenn du direkt unter einer Wand stehst,
weißt du, ob du sie klettern willst.«

 

Am nächsten Morgen teilen wir uns auf: Zwei gehen ans eine Ende des Talkessels, die anderen wollen zum Fuß der beeindruckenden Wand gegenüber. Wir kannten die Berge ja bereits von Fotos. Aber erst wenn du direkt unter einer Wand stehst, weißt du, ob du sie klettern willst.

Es ist schon tiefe Nacht, als wir mit Stirnlampen am Abend wieder im Basecamp ankommen. Jeder gibt seine Einschätzung ab, welche Wand wohl die schönste Kletterei bietet. Gemeinsam fällen wir die Entscheidung: Wir wollen eine neue Linie an dem Berg "Pik 4800" versuchen. Die imposante Westwand mit dem kompakten grauen Plattenpanzer im unteren Teil und dem orangefarbenen Granit im oberen Teil hat es uns angetan.


Benno in der 9. Seillänge

Die Ausrichtung der Wand nach Westen ist von Vorteil. In einer Höhe von über 4000 m herrscht an manchen Tagen extremes Wetter, eine plötzliche Schlechtwetterfront überzieht die Felswand mit Eis und Schnee. Allerdings lässt die Sonne der nächsten Tage den Schnee oft wieder schmelzen. Dann kannst du schon wieder einsteigen.

Die Wand des Pik 4800 kann in zwei Teilen gesehen werden. Der untere Teil der Wand ist sehr kompakt. Seillänge für Seillänge kämpfen wir uns in steiler Wandkletterei nach oben. Wir kommen gut voran, müssen allerdings viele Haken setzen. Es dauert sieben Tage, bis wir dieses Stück bewältigt haben. Die obere Wandhälfte ist durch erstaunliche Risse gekennzeichnet, in denen wir unsere Keile und Friends unterbringen. Wir bohren hier kaum noch Haken. So kommen wir auch schneller voran als unten und hoffen, in zwei Tagen den Gipfel zu erreichen.

Ich verstehe nicht, wie Paul unter diesen Bedingungen klettern kann. Das Thermometer seiner Uhr zeigt minus 3° C an, und ein frischer Wind ärgert uns beharrlich. Nachdem Paul die elfte Seillänge erklommen hat, bin ich an der Reihe. Ich versuche zu glauben, dass sich alles normal anfühlt. Nicht kalt, nur ein bisschen kühl. Aber das ist schwer. Ich schlüpfe mit fast weiß aussehenden Füßen in meine Kletterschuhe.

 

»Chalken scheint jetzt sinnlos zu sein,
aber es gibt mir ein schönes Gefühl von Normalität.«

 

Mit fünf Lagen Kleidung und einer Daunenjacke wirke ich ein bisschen überdimensioniert, aber fange zu klettern an. Meine Zehen fühlen sich an wie Holzbretter, und Chalken scheint jetzt sinnlos zu sein, aber es gibt mir ein schönes Gefühl von Normalität. Paul spricht mir Mut zu, und ich gewöhne mich immer mehr an die besonderen Bedingungen. Wir feuern uns nun gegenseitig an und klettern immer weiter. Als Lohn für die Entbehrungen am kühlen Morgen bekommen wir am Nachmittag endlich etwas Sonne.

Bald ist die Kletterei herrlich. Bei angenehmen Temperaturen um die 10° C fräsen wir uns die Risse nach oben. Doch dann ist erst mal Schluss. Paul hängt am Haken in einer glatten Platte der 16. Seillänge. Er weiß nicht, ob wir hier weiterkommen. Keine Griffe in Sicht. "Ja und, wir wollten doch schwere Kletterei! Aber wenn gar kein Griff da ist, geht’s halt auch nicht." Wir müssen runter, es wird dunkel. Paul setzt noch einen Haken, und wir seilen ab.

Eine bitterkalte Biwaknacht beginnt. Unser Zelt steht auf einem schmalen Band; links die Wand, rechts geht es 500 Meter weit zum Gletscher runter. Am nächsten Morgen das gleiche Spiel. Es ist eiskalt. Wir klettern wieder zu der Stelle, an der wir gestern umgedreht sind. Ich hänge mich technisch die Haken nach oben, pendle am Seil von links nach rechts. Auf der linken Seite entdecke ich mehrere Griffe – unauffällige Erhebungen auf der Granitoberfläche. Das muss doch kletterbar sein! Da bin ich mir sicher. Aber nicht jetzt. Heute geht es darum, weiter nach oben zu kommen. Ich klettere weiter an steilen Rissen. Das Seil ist aus. Nach 60 m bohre ich den nächsten Stand. Paul geht weiter. Endlich, am Nachmittag erreichen wir den Gipfel. Der Stand der 18. Seillänge ist unser letzter Haken, den wir setzen. Jetzt ist die Route da, die Haken sind gesetzt, die Linie existiert. Wir müssen sie nur noch bezwingen.


Ausblick vom Peak 4800 in die umliegende wilde Bergwelt

Die Tage zwischen der Wand und dem Basislager verrinnen sehr schnell. Uns bleibt nur noch wenig Zeit, alle Längen am Stück frei zu klettern. Ein Versuch von Paul und mir scheitert, trotz einer guten Wettervorhersage werden wir vom Schnee überrascht. Zerknirscht retten wir uns in unser Biwak und seilen am nächsten Tag wieder an vereisten Seilen ins Tal ab. Die Devise ist nun eine andere: Jede Seillänge muss befreit, sprich: frei geklettert werden. Zu viert steigen wir in die Wand ein. Die einen klettern im oberen Wandteil, die anderen im unteren.

Am Ende bleibt für mich nur noch eine Länge übrig. Die glatten zwei Meter in der 16. Seillänge. Konzentriert schiebe ich mich über die runden Aufleger und kleinen Dullen nach oben. Die Griffe sind tatsächlich groß genug. Es klappt, eine perfekte Schlüsselstelle auf 4600 m!

Wow, es ist geschafft! Wir konnten alle Längen freiklettern. Zwar nicht an einem Tag oder am Stück, aber das ist jetzt egal. Zusammen feiern wir unseren Erfolg im Basecamp mit Wodka und Büchsenfleisch. Insgesamt umfasst die 800 m lange Route Alexandra Supernova 18 Seillängen von 6a bis 7b. Sie zeichnet sich durch erstaunlich gute Felsqualität, tolle Granit-Wandkletterei in der ersten Hälfte und schöne steile Granit-Risse im zweiten Teil aus. Man beachte jedoch die Höhenlage: Die Route startet am Gletscher auf 4000 m, und der Gipfel ist auf 4800 m.


Benno Wagner ist Mitglied bei den Sektionen München & Oberland und klettert seit vielen Jahren intensiv in den Alpen und weltweit. Eine Zeit lang standen vor allem Erstbegehungen im Karwendel sowie Sportkletterrouten im Tegernseer Tal im Vordergrund.
www.bennowagner.com