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Bella e brutta

Belluneser Höhenweg

 
Sieben Tage lang führt der Belluneser Höhenweg durch die Bergwelt des Nationalparks Belluneser Dolomiten. Abenteuerlich, verschlungen, exponiert, herzlich – vor allem aber wild und schön, bella e brutta.

Text: Andrea Strauß, Fotos: Andreas Strauß

 

Hoch über dem Rifugio Bianchet mit Tiefblick ins Cordevoletal. Ob es dort einen Wanderweg gibt?

 

Wo die Dolomiten aufhören, fangen die Belluneser Dolomiten an. In Forno di Zoldo fühle ich mich daher ein wenig wie einer jener Seeleute, die am Rand der bekannten Welt fürchten mussten, hinter dem nächsten Wellenberg über die Kante der Erdscheibe zu stürzen. Hören die Berge hinter jenem Kamm auf, der himmelhoch gegen den Horizont steht?

Glaubt man den Initiatoren des Belluneser Höhenwegs, dann folgen hinter Forno di Zoldo so viele weitere Gipfel, dass man in den sieben Tagen bis Feltre 7000 Höhenmeter sammelt. Die Einheimischen braucht man dazu nicht zu fragen. Sie kennen sich in Wuppertal und Schwabing besser aus. Dort haben sie bis zur Rente jeden Sommer als Eismeister und Eisverkäuferin gearbeitet – was wir als italienisches Eis kennen, sind Rezepte aus dem Zoldotal. „Malga Pramper? Das ist eine bekannte Spaziergang“, heißt es in Forno. Zwei bis drei Stunden, im Hochsommer verkehrt eine Navetta, ein Kleinbus. Jetzt zum Saisonbeginn überholt uns nur der Almbauer mit seinem rumpelnden Tiertransporter. Der Weg zur Malga ist eine schöne Eingehtour, zumal die Felseinrahmung spektakulär ist und der Rucksack leicht. Wer die Variante über die Schiara auslässt, kommt ohne Klettersteigset und Helm aus. Einfach ist der Belluneser Höhenweg trotzdem nicht.

 

»Wo wir sonst gern nach bekannten Gipfeln suchen, schwelgen wir hier im Gesamtbild. Unser Wiesenfleck ist wie die Sixtinische Kapelle für Bergsteiger.«

 

An der Malga stärken wir uns mit Panini. Zu gerne würde ich heute Abend die Polenta probieren, aber unser Tagesziel ist das Rifugio Pramperet. Grün-weiß-rot und lila flattern die Fahnen dort später gegen den tiefblauen Himmel, das Radler ist wunderbar erfrischend. Von wegen „schwieriger Weg, anstrengend“! Tag eins ist der reine Genuss. Die italienischen Nationalfarben und das Lila des Nationalparks werden uns regelmäßig begegnen. Tiefblauen Himmel dagegen, so hat man uns gewarnt, gibt es nicht immer. Zu nah sind wir am feuchten Tiefland. Nur im Winter sieht man bis zur Lagune von Venedig. Grob gesagt: morgens Sonne, mittags Wolken, abends Blitz und Donner. Wir stellen uns darauf ein und starten zeitig. Verabschiedet werden wir vom pflichtbewussten Hüttendackel, der in seinem ersten Sommer noch jeden Gast einzeln würdigt. Viel hat er nicht zu tun, der Belluneser Höhenweg ist ein Geheimtipp.



Die Belluneser Berge waren früh schon als Botanikparadies bekannt. Heute sind sie Nationalpark – der einzige in den Dolomiten.

 
Durch Latschengassen geht es hinauf zur Forcella Moschesin. Das blaue Dreieck des Dolomitenhöhenwegs 1 begleitet uns heute. Aber selbst zwei Weitwanderwege zusammen ergeben hier nur einen unscheinbaren Steig. Das Kar unter den Cime di Zita gehört den Gämsen und Schneehühnern, die sich fauchend über die Ruhestörung beschweren. Das leiseste Geräusch, aber den größten Eindruck macht das Fauchen der Kreuzotter. „Rechts vor links!“, scheint sie einzufordern und muss nichts mehr sagen, um Recht zu bekommen.

Pause. Ein ebener Wiesenfleck. Leichter Sommerwind streicht über den Kamm und trägt alle Gedanken an zu Hause fort. Die Aussicht ist so fantastisch, dass Weitergehen eine Sünde wäre. Wo wir sonst gern nach bekannten Gipfeln suchen, schwelgen wir hier im Gesamtbild. Unser Wiesenfleck ist wie die Sixtinische Kapelle für Bergsteiger. Man kann den Faltenwurf beim fünften Heiligen bewundern, aber gerade das Meisterwerk als Ganzes ist umwerfend. Zu Mittag engt sich der Fokus wieder ein. Nur noch die Forcella La Vareta trennt uns von der Schiara, der letzten Felsbastion vor der Adriaküste. Der Höhenweg 1 erklettert sie und wer die alpine Variante des Belluneser Höhenwegs wählt, schließt sich an. Wir haben uns schon vorab dagegen entschieden. Der schnellste Weg hinab zum Rifugio Bianchet taucht ins kühle Val Vescova ein. Wir wählen die Sonnenvariante. Sie geht über die beiden verlassenen Almen Casera La Vareta und Casera Vescova. Der Weg ist kurzweilig, die Schmetterlinge nicht zählbar und die Schiara gegenüber ändert ihr Aussehen jede Viertelstunde.

 

Kein Abenteuer von der Stange

Ja, den Weg gibt es. Aber ob wir ihn finden? Steil sei das Gelände in den Monti del Sole, ausgesetzt die Steige, eingewachsen. Und Zecken gebe es, nicht wenige. Dabei funkeln die Augen des Landwirts. Mit jedem Satz wirkt er jünger und unternehmungslustiger. „Es ist wild hier, aber schön. Bella e brutta.“



Die interessantesten Passagen des Wegs gleichen einem Gamsband durch Steilflanken.


Mit Etappe drei und vier liegen zwei Unbekannte vor uns. Die rote Linie des GPSTracks macht sich auf der Karte gut. Aber ob es den Weg in der Realität gibt? Ich hatte Zweifel. Denn im Cordevoletal ist der Fluss so tief eingeschnitten wie in kaum einem anderen Tal. Die Felsgipfel sehen aberwitzig steil aus und auf der Landkarte gibt es außer dem blauen Band des Flusses und der berüchtigten Rennstrecke Agordo-Belluno keinen Eintrag. Glauben wir aber dem freundlichen Herrn – andiamo! Abenteuer gibt es auch vor der Haustüre, aber nicht von der Stange. Als wir endlich auf einer Fußgängerbrücke über den Cordevole gehen, rede ich mir ein, dass die folgenden Stunden Teil des Abenteuers sind. Und das funktioniert. Während der Bauer des einzigen Hofes hier gerade mit dem Odelfass fährt, grasen an die vierzig Hirschkühe mit ihren Kleinen unbeeindruckt auf dem letzten, ungedüngten Wiesenstreifen. Es funktioniert auch im Kampf mit dem Farndickicht, der Zeckenplage und auf den verwunschenen Pfaden, die die Schluchten der Monti del Sole ausqueren.

 

»Statt roter Striche zeigt die Karte nur noch zarte Pünktchen, die Notabstiege sind extralange Zickzacklinien und das beruhigende Kartengrün von Wald und Wiese wird von schwarzer Felszeichnung abgelöst. Was uns wohl bevorsteht?«

 

Für Momente komme ich ins Wanken, als wir uns verlaufen haben und vor einer Abseilstelle stehen. Aber beim Baden in einem der Seitenbäche ist meine Laune wieder perfekt. Erst recht später in den wilden Flussauen, als die riesige Eidechse über den Weg huscht, die so quietschgrün ist, dass jeder Laubfrosch neidisch werden könnte. Es geht vorbei an dem verlassenen Kloster Vedana, hinauf in den Ort Sospirolo und zum hellblauen Lago del Mis. Der Stausee ist so ins Tal eingebettet, dass nur auf der Westseite eine Straße Platz hat. Für einen Fußweg reicht es nicht. Vor allem das Dutzend Tunnel ist ungemütlich. Die einzigen anderen Wanderer auf diesem Abschnitt haben die halbe Tagesetappe pragmatisch gelöst: per Anhalter. So lassen sich auch die 1900 Höhenmeter vom Lago del Mis bis zur Malga Erera entschärfen.

Nach dem letzten Straßentunnel biegen wir links ab. Nun geht es in die Berge über Feltre im westlichen Teil des Nationalparks. Ein paar Gipfel in diesem Botanikparadies kennen wir. Doch die Übergänge hatten wir bisher voller Neugier und Respekt betrachtet. Statt roter Striche zeigt die Karte nur noch zarte Pünktchen, die Notabstiege sind extralange Zickzacklinien und das beruhigende Kartengrün von Wald und Wiese wird von schwarzer Felszeichnung abgelöst. Was uns wohl bevorsteht?

Wer auf den Supermercato in Pattine setzt, dem letzten „Talort“, wird enttäuscht werden. Die Zufahrt ist eine ausgewaschene Schotterstraße, und würde nicht hinter einem der Fensterläden halblaut der Radio laufen, könnte man meinen, Pattine wäre völlig verlassen. Danach ist außer Meisengezwitscher nichts zu hören. Waldesstille, weicher Boden, keine Markierungen, von einer Beschilderung ganz zu schweigen, noch nicht einmal ein Sohlenabdruck. Aber das sind wir vom Belluneser Höhenweg schon gewöhnt.



Geheimnisvoll wirkt das große Gelände der Malga Erera im Feltriner Teil des Nationalparks.

 

Nach drei Stunden tritt der Wald zurück. Mike, der zum rechten Zeitpunkt zurückschaut, sagt: „Da hinten steht die Hütte.“ Campotorondo ist eine der wenigen offenen Forsthütten. Ein Pärchen aus Belgien genießt gerade die Ruhe vor dem Abmarsch. Der Ofen sei noch heiß, Espressopulver und Bialetti seien da, der Platz ein Paradies. Die beiden denken im großen Stil, mit der Europakarte als Grundlage. Wo es nicht weitergeht, drehen sie um. Ich beneide sie um das Maß an Freiheit, das sie sich geschaffen haben.

Unser Tag endet trotzdem erst eine Stunde später an der Malga Erera, der großen Alm im Osten der Feltriner Berge. Hier gibt es Verpflegung und ein Dach über dem Kopf. Zudem tut die Stunde gut, die wir der morgigen Königsetappe so abnehmen. Denn wenn Etappe drei die meiste Zeit braucht, Etappe vier die meisten Höhenmeter hat, so ist Etappe fünf am anspruchsvollsten. Die Wege zwischen der Forcella dell'Omo und Scarnion werden uns im Gedächtnis bleiben. Über Stunden ist man ganz bei sich. Man setzt Fuß vor Fuß. In voller Konzentration. Grasbänder ziehen hangparallel durch die Berge. Manchmal sind sie nur wenige Meter breit. Rechts Felswand und Schrofen, links Steilabbrüche von ungeahnter Tiefe. Für trittsichere Bergsteiger gibt es nirgends einen Grund zur Panik. Aber es gibt auch keinen Grund, unkonzentriert zu sein. Dies ist das schönste Stück des Belluneser Höhenwegs, voller intensiver Momente, voller unvergesslicher Bilder im Kopf.

Am wildesten wird es unter der Punta del Comedon. Ich bin mir sicher, nach einem Fehltritt würde ich ungebremst 1300 Meter tiefer im Lago della Stua mit einer, Verzeihung, Arschbombe aufschlagen. Hinab in die grüne Karschüssel mit der vergessenen Cimonega-Alm kann der Kopf auf Wiesenbummeln umschalten, bevor es hinüber zum Pass de Mura nochmals etwas schwieriger wird. „Mir wäre es zu gefährlich. Morgen früh ja, aber heute nicht.“ Mit Engelszungen und dem Geschick eines Psychologen überzeugt der Hüttenwirt des Rifugio Boz drei Trailrunner, auf den Weiterweg zum Rifugio Dal Piaz zu verzichten. Keine Stunde später platschen die ersten Regentropfen auf die Terrassentische. Danach entleeren die Gewitterwolken die halbe Adria über den Feltriner Bergen. Bella e brutta sind sie. An diesem Nachmittag vor allem brutta.


Das herrlich gelegene Rifugio Boz zwischen Tag 5 und 6 – den beiden Königsetappen.


Zwischen dem Rifugio Boz und dem Rifugio Dal Piaz liegen etliche Kilometer Strecke. Den Passo della Finestra erreichen wir mit etwas Pfadfindersinn durch regennasse Blumenwiesen und Lärchenwald. Das Wetter hat sich über Nacht beruhigt, die Berge sind wieder bella und wir hoffen auf eine trockene Südflanke. Auch heute bleibt der Pfad ausgesetzt. Es geht
über Bänder und durch Schrofen. Jeder Schritt muss sitzen. Gottseidank hält sich das Wetter ans Regelwerk: morgens Sonne.

Bis zum Abstieg zur Forcella Scarnia ist das Gelände nicht weniger eindrucksvoll als gestern, nicht so anhaltend schwierig, dafür mit einer heiklen Einzelstelle, einer kurzen schuttbedeckten Felsplatte im Steilgelände. Für die zweite Tageshälfte ist Blumenriechen und Aussichtgenießen angesagt. Es geht über die „Teufelspiazza“ und das Pietenakar mit seinen tausend Farben. Im Frühsommer ist es ein Blumenwunder. Irgendwann, nach sieben oder acht Stunden, sehen wir aufs Dach des Rifugio Dal Piaz hinab. Das Abendessen können wir fast schon riechen. Unsere letzte Hüttennacht steht bevor. Nur noch ein Tag? Nur noch der lange Abstieg auf der alten Militärstraße, dann Forstwege, schließlich Dorfsträßchen, Vorgärten, Mofageknatter, Bratenduft und dann die Ankunft in Feltre. 20.000 Einwohner hat Feltre, aber eine alte Burg, eine große Brauerei und durchaus städtisches Flair. Gewiss werden wir uns fühlen wie aus einer anderen Welt kommend, einer besonderen Welt, steil und einsam, bella e brutta.


Zur Person

Erlebnisreich, spannend und teils sehr luftig fand die Alpinjournalistin Andrea Strauß den Belluneser Höhenweg. Genau so, wie eine Woche in den Bergen sein sollte.