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Der Augsburger Höhenweg ist eine der schönsten, aber auch anspruchsvollsten Bergtouren in den Nördlichen Kalkalpen. Obwohl die Wegebauer bereits früh im Sommer schuften, hält die lange Überschreitung zwischen Ansbacher und Augsburger Hütte so manche Überraschung parat.
Text und Fotos: Günter Kast
→Der Loop über Patrolscharte und Gatschkopf ist eine Fleißaufgabe. Im Hintergrund ragt die Parseierspitze in den fast schon Abendhimmel.
Es gibt Menschen, die würden den Mittenwalder Höhenweg im Karwendel gerne umbenennen. Weil er ja eigentlich ein (leichter) Klettersteig ist, und die Bezeichnung „Höhenweg“ Wandervolk anlockt, das dort nichts verloren hat und dann aus Notlagen gerettet werden muss.
Dazu ist, erstens, zu sagen, dass deutlich im Vorteil ist, wer lesen kann. Und dass, zweitens, von einem Antrag auf Umbenennung des Augsburger Höhenwegs zum Glück nichts bekannt ist. Obwohl bei dieser XL-Tour in den Lechtaler Alpen die Bezeichnung „Weg“ für so manche Passage tatsächlich etwas gewagt ist.
Vor mehr als hundert Jahren tobten sich die schwäbischen DAV-Sektionen in den Lechtalern so richtig aus und überzogen diesen Teil der Kalkalpen mit einem Netz aus Hütten und Wegen.
Wer heute zum Beispiel den Spiehler-Weg von der Memminger zur Augsburger Hütte begeht, tut das auf den Spuren des Pioniers Anton Spiehler (1848-1891), der etliche Gipfel in diesem Gebirge als Erster aus rein touristischen Motiven erstieg.
Auch der Augsburger Höhenweg entstand in dieser Zeit, genau gesagt im Jahr 1917: hochalpin, knapp an der Dreitausender-Marke kratzend, mit klettersteigähnlichen Abschnitten und teils heiklen Passagen in Schnee, Eis und Schutt, die sich nicht absichern lassen.
Dazu ist die Traverse mit einer reinen Gehzeit von acht bis zehn Stunden sehr lang, obwohl auf knapp zwölf Kilometern Strecke nur 1150 Höhenmeter zu überwinden sind.
→Von der Ansbacher Hütte aus kann man den ersten Akt des Höhenweges sehr gut einsehen.
Augsburgs höchste Dauerbaustelle
Während andere Höhenwege und Überschreitungen immer umfassender mit Drahtseilen verkabelt und diffizile Passagen entschärft wurden, hat sich der „Augsburger“ seine Wildheit, seine Urtümlichkeit im geologischen Wunderland der Lechtaler Alpen bewahrt.
Nie weiß man ganz genau, was einen erwartet, was man serviert bekommt. Steinschlag ist in den Querungen während der gesamten Saison eine Option. Nach schweren Gewittern können Teile des Weges abgerutscht sein. Und früh im Jahr muss man Stahlseile manchmal unter hartem Altschnee ausgraben.
Auch im Sommer 2024 war Geduld gefragt. Die starken Schneefälle zum Ende des Winters machten eine Begehung bis weit in den Juli hinein zwar nicht unmöglich, verliehen dem Weg jedoch den Anspruch einer kombinierten Hochtour, wovon die Hüttenwirte dringend abrieten.
Als sie endlich grünes Licht gaben, stellte sich die Frage nach der Marschrichtung. In Internet-Foren wird das leidenschaftlich diskutiert, die Beiträge dazu sind niveauflexibel. Fakt ist: Jede Richtung hat ihre Vor- und Nachteile.
Für den Start an der Augsburger Hütte spricht, dass man dann die schwierigsten Passagen in der ersten Halbzeit passiert, was bei Gewittergefahr ein Vorteil ist.
→Nach etwa zwei Stunden (an Tag 2) warten die ersten Drahtseil-Passagen – heikler sind die Querungen einiger steiler Erosionsrinnen.
Wer jedoch noch die Parseierspitze, den Hausberg der Augsburger Hütte und den mit 3038 Metern einzigen Dreitausender der Nördlichen Kalkalpen besteigen möchte, fängt besser an der Ansbacher Hütte an.
Allein: Auch diese muss man sich erst einmal erkämpfen. Rund 1200 Höhenmeter Hüttenzustieg sind es, wenn man in Schnann am Arlberg startet. Auf halber Strecke lockt die idyllisch gelegene Fritzhütte zur Einkehr, und man muss höllisch aufpassen, dass man nicht hier schon versumpft.
Kurz vor dem Tagesziel, der 2376 Meter hoch gelegenen Ansbacher Hütte, dann ein Schild an einem Gatter: „Hunde bitte anleinen“. Statt eines eifersüchtig sein Revier verteidigenden Wachhundes ist es dann aber nur ein Kaninchen im XL-Format und mit Riesenohren, das das gemütliche AV-Haus bewacht.
Viel zu tun hat es nicht, denn die Ansbacher Hütte ist lange nicht so überlaufen wie die Schutzhütten, die direkt an der Overtourism-Autobahn E5 liegen. Hüttenwirt Markus Falch schätzt, dass nicht mehr als 150 bis 200 Bergfexe den Augsburger Höhenweg in Angriff nehmen – pro Saison. Woran es liegt? Sein Blick könnte bedeuten: Findet es selbst heraus!
Anderntags sind wir so zeitig unterwegs, wie es das Frühstücks-Regime der Hütte erlaubt. Auf der gegenüberliegenden Talseite wird der Hohe Riffler, der höchste Gipfel im Verwall, bereits von der Sonne gekitzelt.
→Im Roland-Ritter-Biwak an der Parseier Scharte kann man übernachten, falls das Wetter umschlägt.
Der erste Teil der Route ist einfach, ideal zum Eingehen. Auf einem Schild steht lapidar „Augsburger Hütte, 8 Std.“. Einen Erhobener-Zeigefinger-Hinweis „Nur für Geübte!“ sucht man vergeblich. Offenbar gehen die Sektionen davon aus, dass alle, die hier unterwegs sind, wissen, was sie tun.
Eine Stunde später ist der erste Erosionsgraben einer Schuttreise zu queren. Der Winter hat hier ganze Arbeit geleistet und ein Stück des Weges regelrecht abgeknabbert. Die Drahtseil-Passagen, die danach folgen, sind dagegen ein Kinderspiel, weil es ordentlich was zum Festhalten gibt.
Dann sitzt da plötzlich schon wieder ein Killer-Kaninchen mitten auf dem Weg. Ist uns der Haus-Hase der Ansbacher Hütte heimlich gefolgt?
Natürlich ist es ein Murmeltier, das jetzt schleunigst in seinem Bau verschwindet. Aber eben nicht ganz. Mit misanthropischer Miene äugt es aus seinem Versteck. Keine Sorge, du Nager! Du wirst außer uns heute nur noch fünf andere Wandersleute ertragen müssen, denn mehr Menschen-Verkehr gibt es selbst an einem gewitterunverdächtigen August-Sonntag nicht auf dieser Route.
Nach dreieinhalb Stunden ist die Parseier Scharte mit dem Roland-Ritter-Biwak erreicht. Den Aufstieg in praller Sonne hatten uns Gämsen versüßt, die auf den letzten Schneefeldern mit ihrem Nachwuchs herumturnten. Am Biwak stehen Bierdosen zur Kühlung im Schnee, was nur bedeuten kann: Men at work!
→Man erkennt die frisch sanierte Trasse, die von der Parseier Scharte durch die Nordflanke der Eisenspitze zieht. Viel mehr als einen Fuß breit ist der „Weg“ dennoch nicht.
Für uns ist das eine gute Nachricht, denn es bedeutet, dass an dem arg ramponierten Weiterweg geschaufelt und gegraben wird. Die Freiwilligen an „Augsburgs höchster Dauerbaustelle“ sind nicht von ungefähr genau hier am Werk: Gleich nach der Parseier Scharte verabschiedet man sich nämlich endgültig aus der Komfortzone.
Der „Weg“ ist nicht mehr als ein DIN-A4-Blatt-schmaler, bröseliger Strich in der durchaus Respekt einflößenden Nordflanke der Eisenspitze, die es zu queren gilt. Zum Festhalten gibt es hier rein gar nichts. Für Menschen, die im Flachland auf vom Deutschen Wanderinstitut zertifizierten Wegen flanieren, muss das der blanke Horror sein. Tatsächlich passierten hier in der Vergangenheit die meisten Unfälle.
Härter und länger als gedacht
Mit einem von Herzen kommenden DANKESCHÖN begrüßen wir die Wegebauer der Sektion Ansbach, denen selbst im Schatten bei der Arbeit mit der Spitzhacke der Schweiß in Strömen herunterläuft. Die Männer muntern uns auf. Nach der Traverse des steilen, aber nicht mehr harten und außerdem mit alten Seilen – oder sind es Wäscheleinen? – gesicherten Schneefeldes sei die Dawin-Scharte nicht mehr weit.
Und der Rest quasi ein Klacks. Wie sie zu dieser Einschätzung kommen, wird ihr Geheimnis bleiben, denn an besagter Scharte steht ein umgekipptes Schild mit der etwas entmutigenden Ansage „Augsburger Hütte, 3,5 Std.“. Das heißt: Die zweite Halbzeit hat gerade erst begonnen.
Und mit dem Anstieg zum Dawinkopf (2968 m) steht noch einmal ein richtiges Brett auf dem Programm.
→Der türkisfarbene Tümpel auf den Resten des Grinner Ferners vermittelt Karibik-Feeling.
Dennoch genießen wir jeden Meter dieser XL-Tour. Sind dankbar, dass nicht jedes Stück versichert wurde. Dass wir hier eigenverantwortlich unterwegs sind, anstatt nur ein „Wegeprodukt“ des Alpenvereins zu konsumieren, das man wie eine neue Hose bei Amazon bestellt. Ganz ohne Service-Versprechen und Vollkasko-Versicherung.
Beim steilen Grat-Abstieg vom Dawinkopf und weiter zu den Resten des Grinner Ferners rechnen wir schon gar nicht mehr mit einfachem Gehgelände. Jeder Schritt will sauber gesetzt sein. Dafür entschädigt der türkisblaue Mini-See inmitten des schmelzenden Ferners, der fast karibisch anmutet.
Steil darüber ragt die Parseierspitze auf. Ja, sie als Side-Kick noch mitzunehmen, wäre ein Traum. Aber die Beine sind inzwischen schwer, und an der Spitze wartet fast durchgehend der zweite Grad, den man ungesichert im Kreuz haben muss, soll die Aktion nicht ewig dauern.
Wir packen dafür eine andere Fleißaufgabe an: Weil uns der steile Abstieg in die Gasill-Schlucht in direkter Linie zur Augsburger Hütte zu steinschlaggefährdet erscheint, steigen wir zur Patrolscharte und weiter zum Gatschkopf auf.
→Grande finale: Auf der Augsburger Hütte übernimmt Wirtin Christine die Erstversorgung mit Flüssignahrung.
Richtig entspannt ist zwar auch der Abstieg von diesem Berg nicht. Doch die größten Schwierigkeiten liegen hinter uns, auch wenn man das Gefühl hat, bei einem Sturz im steilen Schrofengelände direkt durch das Dach der Augsburger Hütte zu rauschen. Nach ziemlich genau elf Stunden begrüßt uns Wirtin Christine Denk, die in einem anderen Leben (aka: Winter) Wirtschaftsprüferin ist, mit einem Stamperl Schnaps.
Kurze Zeit später trudelt auch das Männer-Trio ein, das kurz nach uns an der Ansbacher Hütte aufgebrochen war. Auf die Frage „Wie war’s?“ antworten sie unisono: „Härter und länger als erwartet.“ Würden sie sich so eine Mammut-Tour noch einmal vornehmen? „Ja. Aber nicht jedes Jahr.“
Das Murmeltier wird es gern hören.
Günter Kast hat sein Handwerk u. a. bei der „Augsburger Allgemeinen“ gelernt. Da ist es schon fast ein Fauxpas, dass er diesen Höhenweg erst jetzt unter die Sohlen genommen hat. Sein Fazit: Sollte man unbedingt machen – klassisches Bergsteigen at its best!
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