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„Die Internationale erkämpft das Menschenrecht“, grölte zum Geschrabbel meiner Gitarre mein Nebensitzer, später Geschäftsführer eines bekannten Outdoor-Herstellers, dann kippte er vom Baumstamm, auf dem er saß, aus dem Rund ums Lagerfeuer nach hinten und entschnarchte.

Lagerfeuer, Bier und Gesang gehörten dazu bei den Festen in unserem Klettergarten, damals, als die Waldbrandgefahr noch überschaubar war und die Polizei weit weg. Und neben den „linksgrün versifften“ Kampfliedern und alltime-Pophits aus den Liederbüchern des Vereins Student für Europa waren wir auch schon auf der Suche nach neuen Kletter-Liedern. Statt Bergvagabunden hieß es „Autobahnräuber sind wir“; nicht Marmor, Stein und Eisen brach, sondern „Güllich, Kraus und Nöltner fällt“, und das Glück der Welt lag nicht über den Wolken, sondern „Über dem Haken“.

Neue oder umgedichtete Bergsteigerlieder haben schon der große Alpinist Tom Patey geschrieben, die Wiener Kletterpoeten Pauli Wertheimer und Hans Schwanda oder der Schwabe Walter Sperlich, später dann Erbse. In unserem Fall war es Lothar aus Karlsruhe, der Evergreens mit neuen Texten versehen hatte – ein Kunstgriff, aus dem ich später einige Kabarett-Abendprogramme entwickelte, mit Titeln wie Highway to hill, Wirklich oben bist du nie (auf Blowin‘ in the Wind) oder Der Weg ist das Ziel (auf Frank Sinatras My Way).


Perfekte Resonanz oder absoluter Flow? Egal. Wenn John Bachar Saxofon spielt, Ron Kauk mit Hut klettert und Reinhard Karl fotografiert, dann bleibt die Zeit stehen.

↑ Perfekte Resonanz oder absoluter Flow? Egal. Wenn John Bachar Saxofon spielt, Ron Kauk mit Hut klettert und Reinhard Karl fotografiert, dann bleibt die Zeit stehen. Foto: Reinhard Karl, Archiv des DAV/Eva Altmeier


Als ich jüngst eine Fortbildung zum Thema „Projektieren“ mit passenden Liedern anreicherte, waren die Teilnehmenden begeistert; vielleicht hätte sich sogar ein Refrain-Mitsingen ergeben, wenn ich weitergespielt hätte? Meist aber scheue ich zurück, die Gitarre auszupacken, denn „Musik wird störend oft empfunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden“, wie schon Wilhelm Busch wusste.

In manchen Berghütten baumelt noch eine ausgeleierte Klampfe an der Wand, aber kaum jemals nimmt sie jemand in die Hand, geschweige denn fielen die anderen Gäste in einen Gesang ein. Am ehesten auf italienischen Hütten wird die Kunst des gemeinschaftlichen Berglieder-Singens noch geübt, wenn auch leider trotzdem nicht immer gekonnt. Doch auch dort, und bis hinauf zu den höchsten Westalpenhütten, wischt man heute lieber, nebeneinander am Tisch sitzend, auf einer Glasplatte herum, um der Welt zu verkünden, wie toll man es habe, statt wirklich etwas aus dem Abend zu machen.

 

Ob als Seilschaft oder Orchester: Das Ziel ist Harmonie

Dabei hätte Musik – abgesehen vom Problem divergierender Geschmacksrichtungen – das Potenzial, Menschen und Herzen zueinander zu bringen. In Gleichklang sozusagen, womöglich gar in Resonanz.



Kann es Zufall sein, dass der Philosoph Hartmut Rosa diesen Begriff aus der Akustik als Metapher für Glückszustände gewählt hat? Wo und wenn wir uns „auf einer Wellenlänge“ fühlen mit der Welt, anderen Menschen oder uns selbst? „Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort“, hat Joseph von Eichendorff gedichtet. Harmonie ist ein Leitbild in der Musiklehre wie in der Soziologie, böse Menschen haben angeblich keine Lieder (nur Marschmusik).

Dagegen kommen Menschen über gemeinsame Sounds schnell in Kontakt. Musikalische Weltenbummler berichten gerne davon, wie sie mit Einheimischen über gemeinsames Musizieren oder auch nur die geteilten Playlists warm wurden; man denke an die musikalischen Nepalreisen des legendären Reintalanger-Hüttenwirts Charly Wehrle. Ähnlich geht es ja auch Kletterern: Die gemeinsame Leidenschaft und der Austausch darüber öffnet oft Herzen und schafft Verbindung (sofern sie nicht gerade zu einem Stau am Standplatz oder Wandfuß führt …). Und eine gute Seilschaft oder ein abgestimmtes Boulder-Spotter-Team kann gemeinsame Vibes empfinden wie ein Orchester oder eine Jam-Group.

Was aber hat Musik mit Bergen zu tun? Mal abgesehen von der These des großen Alpinisten und Schriftstellers Julius Kugy, dass „Arbeit – Musik – Berge“ (so der Titel eines autobiografischen Buches) eine Trias bilden, „mit der es sich gut leben lässt“? Kugy erschloss nicht nur die Julischen Alpen, er hatte sich auch eine Orgel bauen lassen und übte darauf täglich drei Stunden Bach. Eine seiner Maximen hieß: „Unsere Weisheit den Bergen gegenüber muss sein, dass wir zu ihnen kommen und von ihnen gehen, immer mit einem frohen Lächeln auf den Lippen.“ Musik hat ihm gewiss dabei geholfen.


Stubenmusi: Der legendäre Reintalangerwirt Charly Wehrle, der seinen Weckruf per Hackbrett ertönen ließ, spielt an seinem 60. Geburtstag für sich selbst.

↑ Stubenmusi: Der legendäre Reintalangerwirt Charly Wehrle, der seinen Weckruf per Hackbrett ertönen ließ, spielt an seinem 60. Geburtstag für sich selbst. Foto: Andi Dick


 „Berge sind die Instrumente, auf denen unsere Seele Musik spielt“, hat einmal ein Alpinist geschrieben. Wobei wir selber manchmal die Instrumente sind, die zum Klingen gebracht werden in dieser großen, wilden Natur. So wie Richard Strauss, den ein intensives Kindheitserlebnis mit Verirrer und Gewitter am Heimgarten zu seiner Alpensinfonie anregte. Berge wie Musik packen uns im Innersten, wühlen im Bauch und schütteln uns durch. Lassen uns gestaltlos aufgehen in einer außersinnlichen Realität, lassen uns stark werden und über uns hinauswachsen, indem sie uns mit Energie erfüllen.

Viele Kletterer schießen sich ihr persönliches Motivationsstück in die Ohren, bevor sie einsteigen, oft frisst ein Ohrwurm seine Spiralen durch den Schädel bei der meditativen Mühsal der Skitour oder des Eiswand-Stapfens. Der Routenname Eternal Flame am Trango Tower – der vielleicht großartigsten Kletterroute der Welt – widerspiegelt die Seelenlage des Expeditionsteams: Zu jeder Seillänge passt eine Liedzeile: give me your hand; sunshine through the rain; come and ease the pain; am I really dreaming.

Und oft sind Routennamen Hommagen an musikalische Inspiration und Begeisterung: Riders on the Storm, Maria-Callas-Gedächtnisführe, Motörhead. Die Brüder Rémy, die ihre Routen in den Grimselplatten, die sie um 1990 berühmt machten, nach ihren Rock Stars (ein Buchtitel von Heinz Zak) benannten, setzten dem 2015 gestorbenen Bassisten der Band Motörhead, Lemmy Kilmister, ein Denkmal mit Agios Lemmy (Heiliger Lemmy) über Leonidio; mitten in der Route klettert man an einem Ikonenbild des Idols vorbei.


Ob die Blockflöte am Berg einst ähnlich polarisierte wie heute die Boombox?

↑ Ob die Blockflöte am Berg einst ähnlich polarisierte wie heute die Boombox? Foto: Archiv des DAV, München.


In Routen hineinversetzen wie in eine Partitur

Für mich gibt es beim Bergsport wie in der Musik etliche all time favourites, in denen ich immer wieder Heimat finde: Herzogstand, Arco, Franken, Chamonix; Tom Waits, Bach, Beatles. Und dann wieder ist es erregend, Neues zu entdecken, Unbekanntes zu erforschen, in schrägen Harmonien und Rhythmen, in fremden Landschaften oder auf neuen Routen. Die Welt des Bergsports ist so unendlich und vielfältig wie die der Musik, und zwischen Disziplinen wie Sportklettern, Trad und Multipitch gibt es so viele Zwischentöne wie im Blues oder auf der phrygischen Tonleiter.

„Alle Aktiven eint zumindest das Bestreben, nach oben zu kommen und dabei Schwieriges mit Leichtigkeit zu meistern. Im Idealfall ist der „Gipfel“ die völlige Harmonie, der Zusammenklang aller Töne in unserer Seele“, schreibt der sächsische Großmeister Bernd Arnold in einem unveröffentlichten Manuskript; doch „Harmonie ist kein Dauerbrenner, sie muss immer wieder neu erworben werden“ in der Anerkennung der Existenzberechtigung der „anderen Klänge“.

Eine sanfte Mahnung, die unserer zunehmend intoleranten Gesellschaft guttäte – auch wenn es schwerfällt, Fan-Gegröle oder die Wacht am Rhein zu tolerieren. Aber: lieber ein diverses Nebeneinander von Blechbläsern, Streichquartett und Rap als die neue Eintönigkeit eines diktatorischen Trump-etentons. Und lieber um ein Miteinander von E-Bike, Wandern und Bouldern ringen, statt sich gegenseitig in eingezäunten Revieren auszugrenzen.


Dass Rockclimbing und Rockmusic schon immer fest verbandelt sind, belegt u. a. dieses Festivalplakat von 1993.

↑ Dass Rockclimbing und Rockmusic schon immer fest verbandelt sind, belegt u. a. dieses Festivalplakat von 1993. Foto: Archiv des DAV, München.


Zurück an den Fels: In den solle man sich hineinversetzen wie in eine Partitur, damit man die perfekte Einheit erleben könne, hat der Pianist und Kletterer Hans Dülfer geschrieben, dem seine Freundin Hanne Franz attestierte, er streichle die Griffe am Fels wie die Tasten seines Klaviers. Dülfer kletterte manche Lieblingsroute Dutzende Male, bis er sie perfekt wie eine Etüde abspielen konnte. Und Chris Sharma – der sich als Sohn von Buddhisten einmal mit der japanischen Shakuhachi-Flöte meditierend in einem Kletterfilm zeigte – erklärte damals, man müsse mit einem Boulder quasi zusammenwachsen.

Nicht nur, weil dieses Perfektionieren erst der sportliche Schlüssel ist zur absoluten Höchstschwierigkeit. Sondern weil man in solchen begnadeten Momenten eines maximalen Durchstiegs eine „separate reality“ erleben kann, einen Ritt auf der Oberton-Welle des Sphärenklangs.

Dann ist Klettern wie Tanzen: Das völlige Aufgehen in der Ekstase, absolute Konzentration auf den Augenblick, die Vereinigung von Körper und Seele mit der Musik oder eben dem Fels. Rhythmus und Bewegung, 100 % Selbstwahrnehmung mit allen Sinnen außer dem Großhirn. Der absolute Flow (Csiksentmihaliy), die perfekte Resonanz (Rosa), eine „geile Zeit“ (Ben Zucker). Ein Paradox wie ein Zen-Koan: Du gibst alles, und alles wird dir gegeben. Erzwingen kannst du es nicht, du kannst nur bereit sein dafür. Du bist das Instrument, das von dir und von außen gespielt wird, erfüllt vom Klang, den du selbst erzeugst und der in dich strömt.



Die Realität sieht leider oft nüchterner aus als dieses esoterische Natural-high-Ideal. Wir leben fremdgetaktet, getrieben von einem synthetischen, seelenlosen Drumand-bass-Rhythmus. Nehmen die Kakophonie der gesellschaftlichen Missklänge oft mit in die Berge, wo sie weiterdröhnen in Overtourismus, Hektik und Posting-Posing. Ließe sich der Regler nicht auch etwas runterdrehen, ein paar Beats gemütlicher? Wieder ein guter Takt finden, eine Harmonie von innen und außen, mit sich und den anderen? Ein leiser Harfenton, der einen Frühling des Miteinander ankündigt vor einem summer of love?

Musik, die mich bewegt, muss Herz haben, im Sinne des „Weg mit Herz“ von Carlos Castanedas Don Juan. Muss authentisch sein, handgemacht, von innen kommen. Ein solcher Geist wiese auch einen guten „Weg mit Herz“ durch die Berge, im Fels und für eine Gesellschaft, die sich als (Schicksals-) Gemeinschaft versteht. Dann spielt es keine große Rolle, ob unser Soundtrack dafür „Bergvagabunden sind wir“ heißt, „Heart of Gold“ (Neil Young) oder „Hopeless Wanderer“ (Mumford & Sons). Hauptsache, in unserem Inneren hebt ein Lied an zu singen.