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Kletterinnen und Kletterer lieben Frischluft, Natur und vor allem „ihren“ Fels. Was aber, wenn dieser von anderen in Beschlag genommen wurde? Wie bei den Kletternden stehen hohe, freistehende Felsen bei den Felsbrütern wie Wanderfalke, Uhu, Kolkrabe oder Dohle hoch im Kurs. So sind – Stand 2023 – rund 300 Felsen während der Brutzeit bundesweit von ca. Januar bis Juli gesperrt, um die bedrohten Greifvogelarten wie Wanderfalke und Uhu zu schützen.
In Bayern war der Wanderfalke lange Zeit die am stärksten gefährdete Vogelart: Bis in die 80er-Jahre war er akut von der Ausrottung bedroht. Dasselbe gilt für den Uhu, der durch jahrzehntelange Verfolgung in den 50er-Jahren beinahe ausgerottet wurde. Durch aufwendige, aber erfolgreiche Artenhilfsprogramme und Schutzbemühungen des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) und das Bayerische Landesamt für Umwelt sowie die von der Europäischen Union erstellten Vogelschutzrichtlinien haben die vom Bundesnaturschutzgesetz streng geschützten Vögel ihre Lebensräume heute mehrheitlich zurückerobert. „Ungünstigerweise“ sind diese während der Brutzeit auch genau dort, wo man Kletterinnen und Kletterer antrifft: an Felswänden, die für die Vögel einen freien Anflug zur Brutnische ermöglichen.
Hand in Hand, mit Rücksicht und Verstand
Hält man sich aber an die Regeln, respektiert temporäre Sperrungen und sucht sich Ausweichziele, kann Klettern und Natur- bzw. Vogelschutz wunderbar einhergehen – wie viele Beispiele aus beliebten Klettergebieten zeigen. Dabei sind der Deutsche Alpenverein genauso wie der Bundesverband IG Klettern (Interessengemeinschaft Klettern) maßgeblich beteiligt und setzen sich für die kletter- und bergsportlich Interessierten in der jeweiligen Region ein: Sie sind das Verbindungsglied zwischen Kletterverbänden, Grundstückseigentümern, Behörden genauso wie Naturschutzverbänden. Ziel ist ein gemeinschaftliches Miteinander für ein naturverträgliches und verantwortungsvolles Klettern – so können nicht nur Konflikte, sondern auch dauerhafte Felssperrungen vermieden werden. Im Nördlichen Frankenjura treffen sich beispielsweise jeden Winter Vertreter und Vertreterinnen des Vogelschutzes, der IG Klettern und Felsbetreuer des DAVs zu einem Runden Tisch, bei dem über temporäre Felssperrungen entschieden und dies je nach Brutgeschehen fortlaufend angepasst wird. Auch in anderen Kletterregionen, wie im Pfälzer Wald, im Elbsandsteingebirge oder in Oberbayern, arbeiten Fachgruppen zum Vogelschutz, Ehrenamtler, der Alpenverein sowie der Bundesverband IG Klettern zusammen: Ziel ist es, in keinem Gebiet wahllos Felsriegel zu sperren, vielmehr werden die Brutplätze von den jeweiligen Vogelschutzbeauftragten überwacht. Sind die Jungvögel ausgeflogen, werden die Sperrungen oftmals auch vorzeitig aufgehoben. So setzen alle Interessenverbände auf eine Vertrauensbasis – die von Kletterinnen und Kletterern genauso wie von Vogelschützern geschätzt wird.
Text: Rabea Zühlke, Foto: Marcus Bosch, Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V.
DeutschlandweitEine Übersicht über gesperrte Felsriegel, Wände und Gipfel, finden Kletterinnen und Kletterer auf der Seite dav-felsinfo.de, Neuigkeiten gibt es ebenso auf IG Klettern e. V. ig-klettern.de. Darüber hinaus haben einige Websites wie thecrag.com die Naturschutzinhalte sowie Sperrungen detailliert im Topo integriert.
München & SüdbayernAktuelle Kletterregelungen und Felssperrungen im Raum München und Südbayern sind unter heavensgate-muc.de/ kletterregelungen aufgelistet.
Östliches & westliches Oberbayern und AllgäuInformationen zu Sperrungen gibt es auch hier über dav-felsinfo.de, ebenso über die Regionalverbände der IG Klettern sowie im Allgäu über die direkte Website all-climb.de
Nördlicher & Südlicher FrankenjuraDie IG Klettern Frankenjura, Fichtelgebirge und Bayerischer Wald aktualisieren die zeitlich befristeten Kletterverbote auf ig-klettern.org
OdenwaldDie AG Klettern und der Naturschutz im Odenwald e. V. informieren auf ag-klettern-odenwald.de über Sperrungen genauso wie über bestimmte Regeln in einzelnen Klettergebieten.
ElbsandsteingebirgeAlle Infos zu den üblichen Sperrzeiten unter bergsteigerbund.de. Zudem bewachen Mitglieder des Sächsischen Bergsteigerverbundes (DAV) ehrenamtlich die Zu- und Einstiege an ausgewählten Kletterfelsen.
NiedersachsenEine aktuelle Liste aller Felsen, die von den Vogelschutzbeauftragten der IG Klettern und dem DAV abgesperrt werden, gibt es unter ig-klettern-niedersachsen.de