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Thema: "Jahreszeiten"

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Über die Bedeutung der Jahreszeiten im alpenländischen Raum

Traditionelles Ende der Sommersaison: Almabtrieb im Berchtesgadener Land.

 

von Stefan König

 

"Da Summa is außi, iatz miaß ma obi ins Tal" – im alpenländischen Raum sind das alltägliche Leben der Menschen sowie viele Feste und Traditionen immer noch eng mit den Jahreszeiten verknüpft.

 

Eigentlich spielen die Jahreszeiten für uns Outdoor-Menschen keine Rolle mehr. Gemäß dem Motto, dass es kein schlechtes Wetter gäbe, nur schlechte Bekleidung, haben wir Teilzeitnomaden auf Thermo-, Waterproof- und Windstopping-Ausrüstung Zugriff und müssen uns um Frühling, Sommer, Herbst oder Winter nicht mehr viel scheren. Es kommt nicht von ungefähr, dass ein großer Sportartikelhändler seine Zeitschrift zwischenzeitlich "4-seasons" benannt hatte – wenn man das Daheim zentralgeheizt und kachelofenbullernd weiß, ist es draußen immer schön, ob’s stürmt, ob’s schneit, ob die Sonne scheint oder ob man eigentlich keinen Hund vor die Tür hetzen würde.

Ein Fehler steckt aber in diesen Anfangsüberlegungen. Sie betreffen nämlich nur jene Menschen (es sind viele), die aus freizeitlichen Gründen, mit Mut oder Übermut hinausgehen und Muße haben, sich und die Natur intensiv zu erleben. Jene Klientel also, die in den Jahreszeiten das Vergnügliche sucht und, sollte dies ausbleiben, mittels Pkw oder Billigflug ganz einfach dorthin reist, wo gerade Sommer oder Winter herrscht, je nach Bedarf. Dass nicht sie allein im Blickpunkt stehen dürfen, liegt auf der Hand. Ein besonderes Augenmerk muss auf jene Menschen gerichtet werden, für die es bei den Jahreszeiten weniger ums Erleben als einfach nur ums tägliche Leben geht: Bergbauern und Forstleute, aber auch alle anderen, die am Berg leben oder arbeiten.  


»Die Jahreszeiten berühren all unsere Sinne
.
Wir sehen, riechen, schmecken und hören sie.«

# 1/2017

Der immer neue selbe Wechsel.

 

ganze Ausgabe lesen


Der Sommer aus der berühmten Gemäldegruppe "Die Jahreszeiten" von Giuseppe Arcimboldo, 1563

Die Jahreszeiten berühren all unsere Sinne. Wir sehen die Krokusse am Übergang vom Winter zum Frühling. Wir sehen das Hitzeflimmern zwischenden Latschen bei einer hochsommerlichen Bergtour im Karwendel. Wir ergötzen uns an den Verfärbungen des Mischwaldes im Herbst und sagen "fast wieder Indian Summer in New Hampshire". Und wir werden geblendet vom Schnee, der über Nacht gefallen ist.

Aber wir riechen die Jahreszeiten auch. Die auftauende Erde im März, das Aroma der Beeren im Juli, das allmählich faulende Laub im späten Oktober, den Schnee im Januar – ja, selbst den kann man riechen! Fürs Schmecken gilt das grundsätzlich ganz genauso, allerdings müssen wir uns schon hinterfragen, inwieweit es sich um romantische Erinnerungen handelt, wenn wir beispielsweise beim Genuss eines Apfels an den Herbst in Südtirol denken – Äpfel hat der Supermarkt seit Langem das ganze Jahr über: eingeflogen aus Neuseeland oder von sonst irgendwo her. Um den leidigen Themabereich Globalisierung und Umweltbelastung schnell wieder zu verlassen, wenden wir uns Unverfänglicherem zu: dem Hören. Denn ganz fraglos hören wir die Jahreszeiten, wissen wir Musik dem Wandel in der Natur zuzuordnen, entwickeln Vorlieben, legen daheim oder beim Autofahren Soundtracks unserer jahreszeitlich bedingten Stimmungen in den CD-Player ein. Verzichten wir aufs Naheliegendste, reden wir nicht von Vivaldis "Quattro Stagioni". Zu oft und zu allem sind diese meisterlichen barocken Klänge benutzt worden, und es ist ihnen damit ähnlich ergangen wie Richard Strauss’ "Alpensinfonie" oder Beethovens "Pastorale" – zu unzähligen Diavorträgen bzw. Multivisionsshows haben sie den musikalischen Rahmen setzen müssen.

 

»Carl Orff war ein Frühlingsmensch.
Mit der Gießkanne schmolz er die
letzten Schneereste im Garten.«

 

Aber Carl Orff lässt sich problemlos heranziehen, auch wenn seine "Carmina Burana" einer der Superhits der klassischen Musik geworden sind. Zumindest die Passagen "Primo vere" und "Ûf dem anger“ künden vom Frühling, und – was die wenigsten wohl wissen – der damals hoch über dem Ammersee und mit Blick aufs Gebirge beheimatete Orff war ein "Frühlingsmensch": Mit der Gießkanne schmolz er in seinem weitläufigen Garten die allerletzten Schneereste, die sich, kreisrund, im kargen Schatten der kahlen Bäume dem Frühlingseinzug noch widersetzten.

Anders klingt es beim Norweger Edward Grieg. Seine Musik – und dabei nicht nur die vom Weltruhm beinahe erdrückte "Peer Gynt Suite", sondern auch die zahlreichen lyrischen Stücke – erzählt immer vom hohen Norden, von rauer Landschaft und letztlich auch vom Winter und seinen langen Nächten, einem Zustand, der bekanntlich in Norwegen besonders lange anhält. Selbst in Klavierwerken wie "An den Frühling" ist der Winter präsent – gerade erst vergangen oder früher wieder vor der Tür stehend, als einem das lieb sein kann.

Bauernregeln = Wetterregeln

Viel belächelte Anachronismen? Oder ist doch einiges dran? Wahrscheinlich stimmt Letzteres – allerdings wird man die bäuerlichen Wetterregeln erst noch den Auswirkungen des Klimawandels anpassen müssen.

Januar mit Reif und Schnee tut Bäumen und Früchten weh.

Februar: Scheint an Lichtmess (2. Februar) die Sonne heiß, bringt der März noch Schnee und Eis.

März: Ist Josefi (19. März) licht und klar, wird's ein gutes Honigjahr.

April: Heller Mondschein in der Nacht schadet oft der Blütenpracht.

Ist der Mai recht heiß und trocken, kriegt der Bauer kleine Brocken.

Im Juni Donnerwetter macht das Getreide fetter.

Was im Herbst soll geraten, muss die Julisonne braten.

August: Nach Laurentius (10. August) wächst das Holz nicht mehr.

September: Tritt Matthäus (21. September) stürmisch ein, wird's bis Ostern Winter sein.

Oktober: Fällt im Wald das Laub recht schnell, ist der Winter früh zur Stell’.

Friert im November beizeiten das Wasser, wird es im Januar umso nasser.

Auf kalten Dezember mit reichlich Schnee kommt ein fruchtbar Jahr mit reichlich Klee.

Und dann gibt’s ja noch Regeln von unzweifelhaft immerwährender Gültigkeit, wie jene in der Buckligen Welt in Niederösterreich gehörte:
"Wann's Kaffee regnan tuat und Kipfln schneibt, bitt i 'n Herrgott, dass' Wetter so bleibt."


Aperschnalzen im Rupertiwinkel: Der Winter muss gehen.

Der Ausflug in die Hochkultur, zu Beethoven und Grieg, zu Strauss und Orff, war natürlich so etwas Ähnliches wie der Gang durch die festlich illuminierte Münchner Maximilianstraße: Luxus. Kultur im Allgemeinen und Musik im Besonderen als Luxusgut, das unser Leben schöner macht. Musik, Lieder, Sprüche waren im bäuerlichen Raum der Alpen hingegen kein Luxusgut, sondern gelebter Jahreslauf, Festtag, Alltag. Und sie sind es zum Teil noch bis heute.

In der bergbäuerlichen Region ist das Jahr von jeher gegliedert: in die Jahreszeiten, natürlich. Aber darüber hinaus noch durch religiöse Festtage bzw. durch solche, die als profan gelten und doch immer auch etwas mit der Religiosität zu tun haben (dafür sorgen schon die Bataillone katholischer Heiliger, die nach vorbildlichem Leben, das idealerweise im Martyrium das Ende fand, die Ewigkeit bevölkern und als Patrone für alles Mögliche herhalten dürfen).

Die Angewiesenheit auf die Natur, das Leben in ihr und von ihr, unterscheidet das Bauerndasein maßgeblich von jenem in den Städten. Die große Abhängigkeit vom Jahresrhythmus und vom Wetter spiegelt sich deshalb auch wider in altüberlieferten Liedern, in Kalendersprüchen, Gedichten und am prägnantesten in den Bauern- und Wetterregeln (siehe Kasten "Bauernregeln"). Bei Letzteren handelt es sich um Erfahrungswerte, die auf den Beobachtungen von Generationen basieren und die mit wenigen Worten ins Poetische übertragen sind: "Wenn der Eichbaum lang sein Laub erhält / folgt ein Winter mit strenger Kält."

Auch diese Texte zeigen die enge Verbundenheit der Menschen mit Kirche und Heiligen – Stichtag für viele wichtige Erkenntnisse ist fast immer der Patronatstag einer oder eines Heiligen: "Ist Georgi mild und schön ..." oder "Vor Johanni bitt um Regen ..."

Tourentipps zum Thema


Im Gebirge gestaltet sich die Abfolge der Jahreszeiten oft anders als im Tal, manchmal lassen sich sogar mehrere "Jahreszeiten" an einem einzigen Tag erleben. Unsere 13 Tourentipps geben Anregungen zu alpinen Unternehmungen durchs ganze Jahr – von der Skitour über die Barfußwanderung bis zur Hochtour.

zu den Tourentipps


Der Finailhof im Südtiroler Schnalstal, bis 1967 der höchstgelegene Kornhof Europas. Auf exponierten Bergbauernhöfen wie diesem werden die Jahreszeiten besonders intensiv erlebt.

Mehr noch als die Bauern im Tal sind die Bergbauern abhängig von der Natur. Schwer zu bewirtschaftende Hanglagen, klimatische Unwägbarkeiten und alpine Gefahren für Mensch und Vieh veranlassten die Menschen, sich mit Gott und den Heiligen besonders gut zu stellen (siehe Kasten "Vom Winteraustreiben bis Erntedank"). Glaube und Aberglaube begleite(te)n die Menschen durchs Jahr.

 

»Da Summa is außi /
iatz miaß ma obi ins Tal /
Pfiat di Gott du scheani Alma /
Pfiat di Gott tausendmal.«

 

In Sachen Alpentourismus kann man allerdings leicht den Eindruck gewinnen, dass es nur mehr zwei Jahreszeiten geben soll: den Winter und den Sommer. Beide sollen lang sein, die kalte Jahreszeit dabei länger als die warme, und sie sollen übergangslos, also unter Verzicht auf Frühling und Herbst, aufeinander folgen. Die Touristikbranche spricht gern von Saisonverlängerung und tut alles dafür, dass die Gäste im Sommer mittels Attraktionen, im Winter durch (Kunst-)Schnee von Mitte November bis Ende April zum längeren Verweilen animiert werden. Was den Winter betrifft, so gelingt das aufgrund technischer Möglichkeiten, enormen wirtschaftlichen Aufwands und nicht minder großer Natur- und Umweltbelastung zumindest in höheren Lagen ganz gut ...

Aber auch droben, oberhalb der Tausend- oder Dreizehnhundert-Meter-Grenze, macht der Klimawandel vor allem den Wintertourismus-Plänen Schwierigkeiten. "Kommt der Winter spät, dauert ernicht lang" – könnte eine Bauern- und Bergbahner-Regel der heutigen Zeit lauten. Da hilft es auch nur bedingt, dass die sogenannten Ski-Resorts ihre Pisten auf Knopfdruck beschneien können. Wenn die sich dann nur als weiße Schlangenlinien durch herbstlich anmutende Bergflanken ziehen, mag Winter-Atmosphäre gar nicht erst aufkommen. Und Atmosphäre ist immer wesentlicher Bestandteil des Erfolgs.


Törggelen mit Keschtn (Kastanien) und Rotwein: für viele der Inbegriff des Herbsts in Südtirol.

Zugegeben: Dieser kleine Exkurs zur Sommer- und Wintersaison ist zugespitzt. Selbstverständlich gibt es ganze Regionen, wo der Frühling oder der Herbst besonders wichtig sind. Man denke nur, um das Atmosphärische noch einmal heraufzubeschwören, ans Keschtn-Essen in Südtirol im Oktober. Oder anden Genuss des jungen Weines, des Heurigen, ganz drüben am Ostrand der Alpen, an den schönen Tagen, ehe der November die Stadt, die Täler und die dort noch niedrigen Berge in Nebel hüllt. Und es gibt viele Orte, die auf gemäßigten Tourismus setzen und die sich vor allem ihre Identität und ihre Kultur bewahren wollen. Was auch und ganz besonders in den überlieferten Liedern zum Ausdruck kommt, die in der traditionellen Volksmusik gepflegt und von den "jungen Wilden" adaptiert und neu interpretiert werden.

"Hinauf auf die Alm, wenn der neue Sommer kommt", schreibt der Tiroler Volkskundler Hans Haid im Booklet der bemerkenswerten CD-Sammlung "Musica Alpina I + II". "'He do Gamsel, he do, Schneckerl, he do', ungemein menschlicher Umgang mit dem Partner Kuh, Ziege, Schaf. Koseworte, Gamsel, Weichsel, Schneckerl, Pantschalan. Alles sopoetisch. So altertümlich. Von ganz weit her. Aus den Anfängen der alpenländischen Musik." Haid bezieht sich hier auf Viehlockrufe aus dem Ausseer Land.

Almrufe, Lieder, Gedichte – alles eng beieinander, alles ineinander verzahnt. Aber aufgepasst: Auch hier müssen wir oft wieder unterscheiden, ob es aus den Regionen kommt oder von den sehnsuchtsvollen Städtern hineingetragen worden ist. Nicht von Rousseau, Hölderlin oder Hesse soll also erzählt sein, sondern von jener gesprochenen oder gesungenen Jahreszeiten-Lyrik, die aus den Bergen stammt.

"Hiaz kimmt dö scheane Fruahlingszeit / da treibn ma unsre Kuahlan af dö Weid /... / Treib mas aufi durchs Bluamantal / gebn dö Gloggn an schean Widerhall ..." Viele Lieder "erzählen" vom Almleben, feiern den Auftrieb als frohes Fest, den Almabtrieb als Dankesfest mit wehmütigem Anklang: "Da Summa is außi / iatz miaß ma obi ins Tal / Pfiat di Gott du scheani Alma / Pfiat di Gott tausendmal ..."

Traditionelle Lieder aus Österreich. Echt. Kraftvoll. Wert, gepflegt und erhalten zu werden.

 

»Wenn der Eich-baum lang sein Laub erhält /
folgt ein Winter mit strenger Kält«

 

Faszinierend ist, dass nicht nur das Alte überliefert wird und sich glücklicherweise gegen die silbereisige Volkstümlichkeit behaupten kann, sondern dass die alpenländische Volksmusik fortgeführt wird (ganz im Gegensatz zum Nur-Beharren auf dem Antiquierten in den allermeisten Trachtenvereinen ...) und seit nunmehr zwei, drei Jahrzehnten ganz neuen Zuspruch erfährt. Populärster Protagonist dabei war und ist sicherlich Hubert von Goisern ("Hiatamadl"); in seinem Sog ist die Musik aus den Bergen vielleicht nicht revolutioniert, gewiss aber verjüngt und um Zeitgemäßes bereichert worden.

Vielleicht muss an dieser Stelle hinzugefügt werden, dass die Volksmusik nie nur idyllisch war. Im Gegenteil: Die Texte waren oft gegen die Obrigkeit gerichtet oder mit verschlüsselten erotischen Botschaften durchsetzt. Gehalten hat sich lange aber nur das, was die Berge und das Leben in den Bergen als "heile Welt" in Melodien und Strophen gefasst hat.

Heute können wir uns einen frischen, alpinen Soundtrack zu den Jahreszeiten selbst zusammenstellen. Zum Frühjahr passen ganz herrlich die anarchischen Lieder von "Kofelgschroa" aus Oberammergau; im Sommer vielleicht die rockig-fetzigen Klänge von "La Brass Banda"; für den Herbst seien die melancholischen Stimmen von "Dreiviertelblut" oder auch die avantgardistischen Jodler der Erika Stucky empfohlen, und für den Winter könnten wir uns zu den märchenhaft-poetischen Gesängen der Ladinerinnen von "Ganes" ganz wunderbar davonträumen.

Oder vielleicht nicht davonträumen, sondern hineinträumen: in den Bergwinter, den Wiesenblumenfrühling, den Almsommer oder den Herbst mit seinen weiten, weiten Ausblicken ...

 

Leseempfehlungen:

Ebertshäuser, Das bairische Jahr. München 1979

Haid, Brauchtum in den Alpen. Rosenheim 1995

Bodini, Menschen in den Alpen. Bozen 1991

Bichler, Wie's in Bayern der Brauch ist. München 2006

Vom Winteraustreiben bis Erntedank

Einige Feste und Feiertage, die für die im Gebirge lebenden Menschen von Bedeutung waren und oft noch sind:

An Maria Lichtmess (2. Februar) hat man als Magd oder Knecht die Stelle wechseln können. War es einem als "Dienstbote" gut ergangen, ist man gern geblieben. Andernfalls: "Eier Kraut und eire Ruam / de ham uns vertriem / Waar's a bis-serl besser gwen / waar'n ma wieder bliem."

Der Fasching beinhaltet neben manchem anderen auch das Austreiben des Winters. Das "Aperschnalzen" ist solch ein Brauch, der dem langen, harten Winter den Garaus machen soll.

Die Eisheiligen, die kirchlich vom 11. bis 15. Mai geehrt werden, sind fürs (berg)bäuerliche Leben immer schon von höchster Bedeutung. Eine der vielen diesbezüglichen Bauernregeln besagt: "Vor Bonifaz kein Sommer / nach der Sophie kein Frost."

Traditionell findet der Almauftrieb am 15. Juni statt. In weiten Teilen der Alpen kommt aber nur noch pflegeleichtes Jungvieh auf die Hochleger. Vielleicht auch, weil die guten Almhirten rar geworden sind. Wie besagt doch ein Spruch aus dem rätoromanischen Sprachraum: "Es braucht mehr Zeit, ein guter Senn zu werden als ein guter Doktor."

Die Sonnwendfeuer am 24. Juni haben ihre Wurzeln in einem "heidnischen" Brauch. Kein Wunder, dass die Kirche Wert darauf gelegt hat, sie zu "Johanni-Feuern" zu machen. Der Aberglaube immerhin hält sich in Resten, dass diese Feuer Menschen und Vieh vor Krankheiten schützten.

Der Almabtrieb im Laufe des Septembers ist immer dann ein Fest, wenn Senn und Vieh gesund und unverletzt geblieben sind. Vielerorts kommen dann die Herden festlich geschmückt zurück ins Tal. Ein alter Brauch, der längst auch zur Tourismusattraktion geworden ist.

Am ersten Sonntag im Oktober wird Erntedank gefeiert. Ein vor allem kirchliches Fest, das aller-dings bis in die Antike zurückzuverfolgen ist. "Ein Ausdruck des Dankes war es auch", schreibt Albert Bichler in seinem Buch "Wie's in Bayern Brauch ist", "wenn unsere Vorfahren die letzte Garbe nicht mehr in die Scheune brachten. Man ließ sie auf dem Feld für die 'Troadgeister' zurück, was auf einen heidnischen Ursprung der Sitte hindeutet."

Der Heilige Leonhard gilt als "Bayerischer Herrgott" und als Schutzpatron des Viehs. Am 6. November (oder dem kalendarisch naheliegenden Sonntag) finden in vielen Orten Leonhardifahrten mit festlich geschmückten Kutschen und Wägen oder Leonhardiritte statt.

Dass Weihnachten nicht nur ein Fest des Schenkens und des überbordenden Lichterglanzes ist, belegt ein Blick in die Krippen, die im gesamten Alpenraum in der jeweiligen regionalen Ausprägung aufgestellt werden. Die Bauten sind in den Ostalpen Bauernhäusern und Stadeln nachempfunden, Berge aus Pappmaschee bilden die Kulisse, die Nebenfiguren sind in ortsüblicher Tracht gekleidet. In den französischen Seealpen hingegen kommt in Tracht und Ausstattung schon das Maritime zum Ausdruck.


Stefan König lebt als Schriftsteller im bayerischen Alpenvorland. Zuletzt erschienen: "Verrückte Kinder – neue Abenteuer".