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Tour der Woche

Von der Gramaialm auf das Sonnjoch, 2458 m (Bergtour)

Im Mai bereits einen stattlichen Karwendel-Zweitausender zu besteigen, ist eine Herausforderung für Wegpioniere: Ohne alpine Erfahrung und Orientierungsvermögen ist die teils durch Lawinenkegel, teils durch ausgedehnte Schneefelder verdeckte Route nur schwer zu finden.

Tour vom 24.05.2018
Text & Fotos: Michael Reimer

alle Touren der Woche: Übersicht


Am Gipfel

Tourenziel
Sonnjoch, 2458 m (Ansicht in Austrianmap)

Gebirgsgruppe
Karwendel

Talort
Pertisau, 952 m

Karte
AV-Karte 5/3 "Karwendelgebirge – Ost" 1:25.000

Anfahrt

Ausgangspunkt der Tour
Wanderparkplatz an der Gramaialm, 1263 m

Mit Bahn & Busempfehlenswert
Bahn nach Tegernsee, RVO-Bus 9550 nach Pertisau am Achensee (mit Übernachtung empfehlenswert)

Mit Auto ab München
ca. 2 Std. (Anfahrtsroute)

Bilder

Kurzinfos

Schwierigkeit
Bergwanderung mittelschwer

Kondition
groß

Dauer
ca. 6 Std. (Gesamtgehzeit ohne Pausen)

Höhendifferenz
↑↓ 1220 m

Einkehr
Gramaialm-Hochleger, 1756 m (geöffnet Juni bis Mitte Oktober); am Ausgangs-/Endpunkt: Gramaialm Tel. +43 5243 5166

Bitte beachten Sie:

Die Angaben bei der "Tour der Woche" sind redaktionell geprüft, für ihre Richtigkeit und Aktualität kann jedoch keine Gewähr übernommen werden.

Bitte informieren Sie sich selbstständig über das Wetter und ggf. die Schnee- und Lawinenlage. Weitere Hilfsmittel zur Tourenplanung finden Sie bei den "alpinen Links".

Aufstieg: Vom Wanderparkplatz der Gramaialm folgen wir dem Weg nach Süden (Ww. Sonnjoch/Gramai-Hochleger; den Abzweig "Wasserfall" ignorieren). An der Weggabelung im Gramaier Grund rechts halten.

Der Steig führt durch lichten Wald, einen Bachtobel (1480 m) überquerend durch ein malerisches Seitental. Entlang eines Steilhangs (vom Königskopf ist im Spätwinter eine stattliche Lawine abgegangen, ihr Kegel wird den Weg im Mai noch ein wenig erschweren!) geht es zu einem Grasjoch und wenige Meter eben zum Gramai-Hochleger (1756 m).

Oberhalb der noch geschlossenen Hütte breiten sich auf den Wiesen, unterbrochen von einzelnen Zwergprimeln und Alpenglöckchen, Teppiche von gelb blühenden Alpen-Aurikeln aus; die Blüte wird sich Ende Mai noch massiv verstärken!

Im flachen Almboden kann sich der Altschnee am längsten halten, die Wegfindung ist hier deutlich erschwert. Zwar ist die Orientierung einfach: Wir wandern direkt auf den breiten Westrücken des Sonnjochs zu. Doch an welcher Stelle betreten wir die undurchdringliche Latschenzone?

Letztlich zeichnet sich der Einschnitt deutlich ab, und der bereits aufgefirnte Schnee erlaubt stressfreies Hochspuren bis zu unserem Steig. Ein weiterer Lawinenkegel versperrt uns den Weiterweg; abschnittweise ist der gesamte Hang abgerutscht. Nach etwas mühsamer Querung erreichen wir eine begraste Anhöhe und stellen mit Blick Richtung Berg erleichtert fest, dass die Hindernisse nun deutlich abnehmen.

Über Wiesen und Schutt geht es dem aperen Westrücken entgegen und auf ihm teils steil empor. Zwischen den Felsen sprießen die kälteresistenten Blüten des Steinbrechs hervor. Dann meist etwas unterhalb des Kammes über eine schrofige Flanke und über unschwierige Platten zum Vorgipfel.

Mit Erreichen des finalen Gipfelgrates offenbart sich ein Traumblick auf den Achensee und über das Inntal hinweg in Richtung Zillertaler Alpen. Nach Nordosten zu bricht der Berg jäh ab, imposante Tiefblicke inklusive.

Abstieg: Der Abstieg erfolgt auf derselben Route.

Hinweis: Je nach Schnee- und Eislage kann sich der Schwierigkeitsgrad deutlich erhöhen. Auch die Lawinenverhältnisse sind nach etwaigem Neuschnee zu beachten. Im Zweifel erkundigt man sich zuvor bei der Gramaialm über die Verhältnisse am Berg.

Im Talgrund des Bachtobels läuft uns im Schlepptau einer Geiß ein Rudel junger Steinböcke über den Weg. Während das faszinierende Steinwild im Sommer eher in den Gipfelregionen anzutreffen ist, orientieren sich die Tiere zu dieser Jahreszeit Richtung Tal, um sich dort an den bereits saftigen Wiesen zu laben. Andreas Wiesinger erzählt: "Nur selten findet man die Steinböcke so weit in Talnähe wie im Frühling. Der meist noch hohe Schnee in den Bergen und die frischen Gräser locken die Steinböcke oft weit ins Tal herunter. Ein neuerlicher Wintereinbruch mit viel Neuschnee kann einem kraftlosen Tier das Leben kosten." Der Steinbock-Liebhaber und -Experte Andreas Wiesinger hat all seine Erfahrungen und Sichtungen im Buch "Wanderungen zu den Steinböcken" (Frischluft Edition) festgehalten.