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Klimaneutral bis 2030! Das ist das Ziel, das sich der DAV in seiner Klimastrategie und dem Klimaschutzkonzept, die am 29./30. Oktober 2019 auf der Hauptversammlung in Friedrichshafen verabschiedet wurden, selbst setzt. Aber was genau bedeutet klimaneutral eigentlich? Wie kann das erreicht werden? Und warum erst 2030?
Als oberstes Ziel seiner Klimaschutzaktivitäten möchte der DAV bis 2030 klimaneutral werden. Klimaneutralität bedeutet dabei für den DAV die Kompensation aller Emissionen, die nicht vermieden oder reduziert werden können. Die kommenden Jahre sollen intensiv genutzt werden, um durch geeignete Maßnahmen möglichst viele Emissionen zu vermeiden oder zu reduzieren. Dabei stehen vor allem Aktivitäten in den Bereichen Mobilität, Infrastruktur, Verpflegung, Kommunikation und Bildung im Mittelpunkt. Die Kompensation der übrigen Emissionen bildet ab 2030 den letzten Schritt zur Erreichung der Klimaneutralität. Diese erfolgt dann über zertifizierte Projekte im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen. Detaillierte Empfehlungen zur Kompensation werden in den kommenden Jahren erarbeitet. Um sein Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, folgt der DAV damit dem Prinzip „Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren“.
Eine einheitliche Emissionsbilanzierung ist Voraussetzung, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Sie zeigt, in welchen Bereichen die größten Emissionen entstehen. Derzeit wird ein spezielles Tool zur Erfassung der Emissionen im DAV entwickelt. Die Grundlage dieses Tool bildet das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). Dieses wurde Ende der 1990er Jahre vom Weltressourceninstitut (World Resources Institut WIR) und dem Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung (World Business Council for Sustainable Development WBCSD) in Zusammenarbeit mit Umweltgruppen, Industrie und weiteren Organisationen entwickelt. Ziel war es, einen internationalen Standard für die Bilanzierung und die Berichterstattung zu schaffen. Bei der Erstellung einer Emissionsbilanz wird auf die fünf grundlegenden Prinzipien Relevanz, Vollständigkeit, Konsistenz, Transparenz und Genauigkeit geachtet. Zwölf Pilotsektionen haben ihre Emissionen aus dem Jahr 2019 mit einem für den DAV adaptierten Tool bilanziert. Die Ergebnisse der Bilanzierung werden voraussichtlich Anfang 2022 vorliegen. Mit Beschluss der Hauptversammlung erstellen alle Gliederungen des DAV möglichst für das Kalenderjahr 2022 die Erstbilanzierung. Diese dient dann als Vergleichsbasis für weitere Zwischenziele, die bis 2023 festgelegt werden sollen.
mehr zur DAV-Klimastrategie und Klimaschutzkonzept
Treffen sich zwei Planeten im Weltall. Sagt der eine zum anderen: "Du siehst aber schlecht aus!". Der andere:" Ja, mir geht's auch nicht gut, ich habe 'Mensch'". Sagt der erste: "Mach' dir nichts draus, das hatte ich auch mal, das geht vorbei!"
Dem Alpenverein wird als Bergsport- und Naturschutzverein häufig eine Doppelmoral vorgeworfen. Einerseits habe man sich den Schutz der Alpen auf die Fahne geschrieben, andererseits würden durch den Bergsporttourismus die Treibhausgas-Emissionen erst richtig angeheizt.
Von der DAV-Jubiläums-Hauptversammlung im Oktober 2019 wurde nun ein starkes Signal für mehr Klimaschutz ausgesendet. Mit überwältigender Mehrheit wurden eine Klimaresolution mit Selbstverpflichtung und "Klima-Euro" verabschiedet.
Was umfasst der Beschluss?
In der Klimaresolution wird die aktuelle und mutlose Klimapolitik der Bundesregierung angeprangert. Sie verfehlt mit dem derzeitigen Klimapaket die Pariser Klimaziele bei Weitem. Um unsere CO₂-Emissionen zu reduzieren, bezeichnete auf der Hauptversammlung der DAV-Vizepräsident Rudi Erlacher die CO₂-Bepreisung als den goldenen Schnitt für eine wirksame und sozialverträgliche Klimapolitik – allerdings verfehle der niedrige Preis seine Wirkung. Gleichzeitig ruft der Alpenverein all seine Mitglieder und die Gesellschaft auf, den notwendigen Mut für eine verantwortungsvolle Politik aufzubringen und durch persönliches Verhalten dem Voranschreiten der Klimakrise entgegenzuwirken und wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz zu unterstützen.
Der zweite Abschnitt umfasst eine Selbstverpflichtung für den Deutschen Alpenverein und seine Sektionen. Nicht nur andere, sondern auch wir sind zum Handeln verpflichtet! Um einen Überblick zur Situation des Alpenvereins zu gewinnen, müssen zunächst alle eigenen Emissionen erfasst und bilanziert werden. Dies gilt für den Bundesverband sowie für alle Sektionen. Letztere werden bei der Ermittlung ihrer Emissionen durch den Bundesverband unterstützt. Der Alpenverein verpflichtet sich, die bei seiner Infrastruktur (Hütten, Kletteranlagen und Geschäftsstellen) entstehenden Emissionen durch aktive Maßnahmen deutlich zu reduzieren. Ohne Zweifel zählt die Mobilität zum größten Emissionsfeld des Alpenvereins, deshalb wird hierauf sein besonderes Augenmerk gelegt. Diese drei Emissionsfelder dienen einer Arbeitsgruppe als Leitlinien für die Erarbeitung von Maßnahmen, die bei kommenden Hauptversammlungen präsentiert werden.
Der letzte Abschnitt umfasst eine Klima-Abgabe in Höhe eines Euro für jedes Vollmitglied. Damit wird gewährleistet, dass bereits jetzt eine finanzielle Grundlage geschaffen wird, um Maßnahmen umsetzen zu können.
Welche Argumente sprechen dafür und dagegen?
Bei den ersten zwei Abschnitten herrschte weitgehend Einigkeit. Änderungen, die versuchten, Details oder einzelne Formulierungen anzupassen, wurden abgelehnt. Jedoch sorgte der "Klima-Euro" für kontroverse Diskussionen. Er wirke wie eine "Salami-Taktik": Jährlich den Beitrag um einen kleinen Betrag zu erhöhen, ließe sich unter den Mitgliedern nicht verkaufen. Einzelne Stimmen witterten eine versteckte Erhöhung des Verbandsbeitrags, andere plädierten für eine spätere Einführung, sobald die Maßnahmen bekannt seien. Anderen ging wiederum der Betrag nicht weit genug. Schließlich stimmten alle überein, zunächst eine Abgabe in der Höhe eines Euros einzuführen. Sobald ein Konzept und konkrete Maßnahmen erarbeitet sind, wird man sich mit einer Anpassung auseinandersetzen müssen.
Was ändert sich für das einzelne Mitglied?
Die Beitragserhöhung tritt erst 2021 in Kraft, sodass sich für das einzelne Mitglied zunächst keine unmittelbaren finanziellen Veränderungen ergeben. Jedoch kann man erwarten, dass sich sowohl der Bundesverband als auch die Sektionen selbst stärker politisch engagieren werden.
Berechtigterweise macht sich jetzt bei vielen Erleichterung breit – endlich ist die Zeit des Zauderns im DAV vorbei. Doch wer nun denkt, das Thema Klimakrise sei damit vom Tisch und erledigt, irrt: Es wird noch viele Diskussion geben und harter Entscheidungen bedürfen. Die Arbeit geht jetzt erst los!
Text: Roman Ossner, Mitarbeiter für Umwelt und Natur der Sektion München
Welche Schritte verfolgen wir im Alpenverein München & Oberland aktuell?
Unsere Schritte für Klimaschutz