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Herr Bachler, Hand aufs Herz, sind Sie ein Genie?

Eine interessante Frage. Nein, ich bin kein Genie.

Kein Geringerer als Reinhold Messner hat das einmal über Sie gesagt. Er meinte, Sie seien das „einzige Genie vom Rang eines Hermann Buhl“.

Puh. Das ist natürlich eine ganz große Ehre, wenn das ein Reinhold Messner sagt. Jean Paul sagte einmal: Genie ist Besonnenheit. Wenn man es so versteht, dann passt das. In Besonnenheit bin ich wirklich gut. Ich bin kein Draufgänger, ich bin überlegt und habe immer das ganze Bild im Blick. Ich lasse mich auch nicht von Emotionen treiben. Gerade am Berg muss man verstehen, dass man erst oben war, wenn man wieder unten ist, dass alles irgendwie zusammenhängt und vernetzt ist, alles dem Prinzip der Kausalität, also von Ursache und Wirkung, unterliegt. Ursache und Wirkung werden am Berg ganz schnell sichtbar. Und es geht auch um Selbstkontrolle, nicht durch überzogenen Ehrgeiz Opfer seiner selbst zu werden.

Gibt es dafür ein bestimmtes Gen, also wird einem Besonnenheit in die Wiege gelegt? Oder ist das eine Entwicklung, die man durchmacht? Kann man Besonnenheit lernen?

Es ist ein Prozess. Als 20-Jähriger ist man ein Stürmer; außer man hat Glück und jemanden, der einem das beibringt, der einen begleitet, unterstützt und lehrt.

War das Glück auf Ihrer Seite? Hatten Sie so etwas wie einen alpinen Lehrmeister?

Ich hatte zwei Lehrmeister. Albert Precht, den ich als 16-Jähriger kennengelernt habe, und mit dem ich viel zum Klettern gegangen bin, war der eine. Meine Kletterheimat sind Dachstein, Hochkönig und das Tennengebirge. Wir haben aber auch die klassischen Alpenwände gemacht. Eiger, Matterhorn, Triolet, Droites und Grandes Jorasses. Am liebsten beim Klettern war und bin ich aber in den Dolomiten. Neben Albert Precht war da dann auch Hanns Schell. Der hat mich in den Himalaja mitgenommen. 8000er-Expeditionen waren damals nicht so selbstverständlich.

Große Namen, große Erlebnisse. Wie sind Sie denn überhaupt zum Bergsteigen gekommen?

Eine fast kitschige Geschichte. Der Pfarrer war’s, der mich mitgenommen hat. Ich war Ministrant. So ging das los. Mit neun Jahren wurde ich Mitglied beim Alpenverein; mit einer Sondergenehmigung. Damals durfte man eigentlich erst mit zehn Jahren Mitglied werden. Und dann ging es schnell weiter. Mit 17 Jahren bin ich den Walker-Pfeiler geklettert. Die richtigen Partner, die eigene Begeisterung machten es möglich. Für mich waren die Berge der Lebensinhalt, obwohl ich nie ein Profi war, ich hatte einen Job, hab‘ damals für Salomon gearbeitet. Bergsteigen war für mich eine Freude, ja fast eine Sucht. Ich habe durch die Berge aber auch viel gelernt.



Kletterheimat Dachstein: Bachler anno 1970 in der Schinko- Verschneidung (VII-) am Torstein, Nummer 94 von Walter Pauses 100 Klassikern „Im extremen Fels“. Foto: Archiv Bachler

 

Was haben Sie vom Bergsteigen für Ihr Leben mitgenommen?

Ganz viel. Zum Beispiel verzichten zu können. Am Makalu waren wir im Hochlager auf 8000 Metern. Es war ein brutales Wetter, ein enormer Sturm. Drei Tage hat das gedauert. Am vierten Tag wurde das Wetter besser. Hanns Schell und Hilmar Sturm waren angeschlagen und sind abgestiegen. Ich fühlte mich gut und wollte den Gipfel versuchen. Ich bin allein los, das ist gut gegangen. Dann hat sich das Wetter aber wieder verschlechtert, die Orientierung schien schwieriger zu werden. Meine Finger waren nass, die Erfrierungsgefahr deshalb groß. Fünfzig Höhenmeter unter dem Gipfel fragte ich mich: Was mache ich nun? Für mich war klar: Immer wenn ich am Berg Glück brauchen würde, dann darf ich das nicht machen. Fünfzig Meter unter dem Gipfel bin ich abgestiegen. Auf den Gipfel verzichten zu können, das muss man sich antrainieren, das muss man lernen am Berg.

Sind Sie gescheitert?

Meine Kameraden haben mir gratuliert zum Gipfelerfolg. Aber das habe ich abgelehnt. Ich hab’ immer gesagt: Ich war nicht oben. Natürlich bin ich gescheitert. Aber das ist für mich völlig in Ordnung. Im Scheitern nicht zu scheitern, das ist eine Form der Weisheit. Dem Berg ist es sowieso egal. Der steht auch heute noch da.

Sie waren kaum älter als dreißig, da haben Sie die Expeditionen und die großen Touren an den Nagel gehängt und begonnen, das, was Sie am Berg erlebt und erfahren haben, weiterzugeben. Sie wurden zum Coach von Unternehmern und Managern.

Ich habe das Bergsteigen und meine Management-Erfahrung, die ich bei Salomon gemacht hatte, zusammengebracht. Diese Kombination war für mich sehr spannend. Und für die Kunden war ich mit meiner Bergerfahrung glaubwürdig. Habt Mut zur Spitzenleistung, darum ging es und darum geht es auch heute noch. Auch für mich. Ich will das Beste für alle Beteiligten herausholen. Es geht darum, intellektuell etwas zu begreifen und das dann zu hinterfragen, sich damit auseinanderzusetzen und es dann auch zu erleben.

Aber was lernt man denn zum Beispiel bei einem Biwak am Berg, außer dass man erfährt, dass es ungemütlich ist und auch gewaltig kalt sein kann.

Dass wir im Team voneinander abhängig sind und dass ich mich um die anderen kümmern muss. Es ist ein Irrtum zu meinen, man könnte alles alleine machen. Auch am Berg. Mir wurde das 1983 am Kangchendzönga so richtig bewusst. Hanns Schell ist krank geworden. Ich bin aufgestiegen, um die Lager abzubauen und unsere Sachen vom Berg zu holen. Weil es mir aber so gut ging, bin ich weiter zum Gipfel. Es war die erste Solo-Begehung des Berges. Ich habe mir dann selber auf die Schulter geklopft. „Toll gemacht!“ Als ich aber vom Basislager abgestiegen bin, kamen mir die Träger entgegen, die das Lager abbauen sollten. Und da wurde mir so richtig bewusst, dass ich den Berg eben nicht alleine gemacht habe. Es war ein Zusammenwirken vieler Menschen. Ich hatte fantastische Handschuhe, tolle Schuhe, ein gutes Essen, Fotos von der Route. Ohne das alles hätte ich den Gipfel nicht erreicht.



↑ Foto: Paul Sodamin

 

Sie waren solo am Kangchendzönga. Wie ist es denn mit diesen ganz extremen Solo-Sachen wie sie ein Alex Honnold in steilen Wänden macht? Gibt es da noch Lernpotenzial für Otto Normalwanderer?

Von diesen extremen Geschichten wie sie Alexander Huber, Hansjörg Auer oder auch Alex Honnold gemacht haben, kann man einfach nichts lernen, sie sind zu extrem. Zwar gibt es diesen Satz von Paul Preuss: Das Können ist des Dürfens Maß. Und bei Free Solos passiert auch fast nichts. Und trotzdem ist es nicht weise, das zu machen. Das muss man ganz nüchtern sehen. Ich kann nur sagen: Finger weg von so etwas. Insgesamt würde ich aber sagen, dass man am Berg viel lernen kann, was sich übertragen lässt.

Und das wäre?

Zum Beispiel das Packen eines Rucksacks.

Was bitte ist an einem Rucksack so spannend?

Erst überlegt man ewig, was man mitnehmen soll. Während man unterwegs ist, grämt man sich, dass der Rucksack so schwer ist. Und am Abend ärgert man sich, dass man mindestens die Hälfte eh nicht gebraucht hat. Genau das ist es. Am Berg lassen sich Grundqualitäten trainieren, wie eben die Fähigkeit, sich auf Aufgaben richtig vorzubereiten. Je schwerer ich mich belade, desto langsamer bin ich am Berg. Je schwerer ich mich im Leben belade, desto schwieriger ist die Selbststeuerung. Das hat ganz viel damit zu tun, wie ich mich selbst wahrnehme. Es ist einfach enorm wichtig, das Wesentliche zu erkennen, dann bin ich auch im Leben weniger belastet.

Das leuchtet ein.

Einen Moment, es gibt noch mehr Punkte, die für mich wichtig sind.

Ah, Sie haben sich vorbereitet. Da erkennt man den Berater-Profi: Ein DIN-A4-Blatt mit den wichtigsten Punkten, die Sie uns mitgeben wollen. Was steht denn da noch drauf?

Zum Beispiel, dass es am Berg wichtig ist, das Ganze im Blick zu haben. Den Gesamtüberblick braucht man auch im Leben. Außerdem geht es am Berg auch darum, den eigenen Egoismus zu überwinden. Je mehr Rücksicht wir am Berg und im Leben auf andere nehmen, desto besser gelingt uns beides.

Wenn man heute aber in die sozialen Medien schaut, dann geht es da schon viel um den Einzelnen. Und der brüstet sich dann auch gerne: dieser Berg, so und so viele Höhenmeter, Kilometer, in dieser und jener Zeit.

Da ist der Egoismus schon stark verbreitet. Das stimmt. Nichtsdestotrotz geht es aber letztlich darum, zu erkennen, weshalb ein Vorhaben gelingt.



Bachler bei der Preisverleihung der Paul Preuss Gesellschaft 2021, mit Alexander Huber, Catherine Destivelle und Reinhold Messner. Foto: Alois Furtner

 

Und weshalb gelingt ein Vorhaben am Berg? Und auf was kommt es an, damit unser Leben gelingt?

Es geht um Eigenverantwortung. Am Berg und im Leben. Mich selbst kann ich beeinflussen und verändern. Die anderen nicht. Und das erkenne ich besonders gut in schwierigen Situationen, wenn ich gefordert bin, wie eben am Berg.

Ihnen gelingt es, Bergsteigen auf eine Ebene zu heben, die vielen so auf den ersten Blick gar nicht bewusst ist. Das muss man vermutlich können, wenn man wie Sie seit 2020 Präsident der Internationalen Paul Preuss Gesellschaft ist, einem elitären Club der besten Bergsteiger und Kletterer.

Sagen wir es so: Arrivierte Weltklassealpinisten treffen dort junge Spitzenalpinisten. Da geht es viel darum, dass die Älteren die Jüngeren unterstützen. Ein Beispiel möchte ich nennen: die Huber- Buam, die sich um die Odell-Brüder aus Patagonien kümmern.

Die Verantwortung von Älteren für die Jüngeren. Erziehung im besten Sinne. Das erinnert auch an Friedrich Schleiermacher, der in diesem Zusammenhang das Interesse der Generationen aneinander als wichtigen Schlüssel nannte. Sich gegenseitig inspirieren.

So ist es in der Paul Preuss Gesellschaft tatsächlich. Die Generationen lernen voneinander. Und seien es nur andere Perspektiven oder eine neue Weltoffenheit. Ich bin zum Beispiel immer wieder überrascht, wenn die Jungen von ihren „Projekten“ sprechen, wie ernst sie das Klettern und das Bergsteigen nehmen, wie fokussiert sie sind. Wobei das dem Bergsteigen und dem Klettern natürlich viel von der Leichtigkeit nimmt, die es für mich immer hatte.

Wenn man viel mit jungen Alpinisten zusammen ist, denken Sie da eigentlich manchmal noch an Ihre früheren Expeditionen zurück? Würde es Sie noch einmal reizen?

Als ich jünger, war habe ich mir gedacht: Wenn ich mal in Pension bin, dann werde ich am Mount Everest was machen. Jetzt reizt mich der Berg aber gar nicht mehr. Ich muss mir nichts mehr beweisen. Ich habe viel erlebt und ich bin den Leuten vom Alpenverein dankbar für ihre Unterstützung. Weil sie damals da waren, ist aus mir und vielen anderen was geworden.


Zur Person

Der 69-jährige Georg Bachler war ein erfolgreicher Bergsteiger, erreichte Anfang der Achtzigerjahre die Gipfel von Kangchendzönga, Broad Peak und K2, stieg durch die großen Nordwände der Alpen und klettert auch heute noch im achten Grad. Seit 2020 ist Bachler Präsident der Internationalen Paul Preuss Gesellschaft, einem Zusammenschluss von Spitzenalpinisten. Mit seinem „Team Bachler“ ist er seit den 1980er-Jahren Coach von Managern und Unternehmen. Seine Schule: die Berge.